ADHS kann ein turbulentes Gedankenkarussell und ständige Unruhe mit sich bringen. Viele unserer Klient*innen haben Schwierigkeiten, “abzuschalten” und fühlen sich ständig gestresst in ihrem Alltag. Sie laufen auf Hochtouren und schaffen es nur schwer, aus dem “roten Bereich” zu kommen. Und genau hier setzt oftmals unsere Zusammenarbeit an. Es geht häufig darum, Zeiten der Entspannung in den turbulenten Alltag zu bringen.
Aber was kann Entspannung im Zusammenhang mit ADHS bedeuten?
Wenn du ADHS hast, kennst du sicherlich das Gefühl: Leerlauf führt oft zu Langeweile und/oder noch größerer innerer Unruhe oder Gereiztheit. Unser Gehirn schreit nach Stimulation!
Daher geht es für Menschen mit ADHS beim Thema Entspannung weniger um Stillstand, sondern darum, ein angenehmes Stimulationslevel und so eine eigene Balance zu finden.
Es ist wichtig, sich bewusst Zeit für Entspannung zu nehmen. Wie auch immer diese für uns persönlich aussehen mag.
Hier sind einige Anregungen, wie du ADHS und Entspannung in Einklang bringen kannst.
Achtsamer Start in den Tag
Menschen mit ADHS können von einer Morgenroutine profitieren. Das Wort “Morgenroutine” klingt nun vielleicht schlimmer, als ich es meine. Letztlich kann es einfach darum gehen, einen für dich persönlich angenehmen Start in den Tag zu finden, zum Beispiel ein paar Minuten für Bewegungs- oder Achtsamkeitsübungen, das Genießen einer Tasse Tee oder Kaffee, das Hören deines aktuellen Lieblingslieds oder einer Podcastfolge oder sogar ein kurzer erfrischender Spaziergang. Es geht darum, den Tag mit einem sanften und positiven Impuls zu beginnen, der dir guttut und dich auf den kommenden Tag vorbereitet.
Brain Dump
Ein häufiges Merkmal von ADHS ist ein ständig kreisender Gedankenstrom. Ein "Brain Dump" kann dazu beitragen, diese Gedanken zu organisieren und den Kopf freizubekommen. Schreibe deine Gedanken und Aufgaben auf, die in deinem Kopf herumschwirren. Dieser Schritt kann dazu beitragen, mehr Klarheit zu schaffen und dich wieder auf das Hier und Jetzt zu fokussieren, anstatt von überwältigenden Gedanken abgelenkt zu werden. Nach dem Brain Dump kannst du auch einer entspannenden Tätigkeit nachgehen und deinem Gehirn eine kurze Pause gönnen.
Zeit in der Natur
Die Natur hat eine erstaunliche beruhigende Wirkung auf den Geist. Ob es sich um einen Spaziergang im Park, eine Wanderung im Wald, Gartenarbeit oder einfach nur Zeit im Freien handelt - Aktivitäten in der Natur können gleichzeitig stimulierend und entspannend sein. Die natürliche Umgebung bietet eine willkommene Abwechslung zur oft hektischen urbanen Umgebung.
Eine besondere Wirkung haben übrigens Gewässer auf unser Gehirn. In unserem Blogartikel Die Kraft des Meeres: Warum Menschen mit ADHS so sehr vom Wasser profitieren können erfährst du mehr darüber.
Musik und Klangwelten
Viele Menschen mit ADHS finden, dass bestimmte Musikgenres oder Klangwelten ihnen beim Entspannen helfen. Musik und Klangwelten können eine sehr hilfreiche Quelle der Entspannung sein, wenn sie angemessen stimulierend sind.
Die Auswahl der passenden Musik oder Klänge kann dabei einen großen Unterschied machen. Das kann je nach Person und Situation alles von sanftem Gedüdel bis Death Metal sein.
Bücher und Hörbücher
Das Eintauchen in die Welt eines guten Buches kann eine hervorragende Möglichkeit sein, den Geist zu beruhigen und zu entspannen. Ob gedruckt oder als Hörbuch / Hörspiel: Geschichten können uns in andere Welten entführen und dabei für einen Moment den Alltagsstress in den Hintergrund treten lassen.
Soziale Unterstützung
Die Unterstützung des eigenen sozialen Umfelds ist oftmals ein wichtiger Punkt. Ob Freund*innen, Familie, eine Selbsthilfegruppe, Kolleg*innen, Teammitglieder oder andere Menschen in deinem Umfeld: Gemeinsame Aktivitäten können nicht nur selbst Freude und Entspannung bringen, sondern auch bei der Strukturierung und Umsetzung von entspannenden Aktivitäten helfen. Offene Gespräche über deine Bedürfnisse können dazu beitragen, mehr Verständnis und Unterstützung von deinem Umfeld zu bekommen.
Zeitmanagement
Ein häufiges Problem: “Keine Zeit für Entspannung!”
Und ja, wir verstehen, woher das kommt! Unter all den Aufgaben und Verantwortungen im Alltag und in Anbetracht der typischen ADHS-Herausforderungen kann es durchaus schwierig sein, sich bewusst Zeiten für Entspannung zu schaffen.
Pausen und Entspannung sind jedoch genauso wichtig wie Arbeitsphasen und es sollte ausreichend Freiraum im Alltag dafür reserviert sein. Vielen Menschen mit ADHS hilft es zum Beispiel, ihren Tag mit klaren Zeitblöcken für Arbeit und Entspannung zu strukturieren.
Generell können ein größeres Selbstverständnis und ADHS-freundliche Strategien, unter anderem für ein besseres Zeitmanagement, dazu beitragen, eine bessere Balance im Alltag herzustellen und langfristig das eigene Wohlbefinden zu steigern.
Entspannungstechniken sind äußerst individuell! Was für eine Person funktioniert, muss für eine andere nicht zwangsläufig geeignet sein. Das Wichtigste ist, verschiedene Ansätze auszuprobieren und herauszufinden, was am besten zu dir passt. Und auch Abwechslung kann eine entscheidende Rolle spielen, um die innere Balance aufrechtzuerhalten.
Zusammenfassung
Entspannung ist oftmals ein wesentlicher Bestandteil der Bewältigung von ADHS. Es geht dabei jedoch nicht bloß um Ruhe, sondern vor allem darum, ein angemessenes Stimulationslevel und damit eine eigene Balance zu finden.
Menschen mit ADHS können von verschiedenen Entspannungsmöglichkeiten profitieren, sei es durch achtsame Morgenroutinen, Zeit in der Natur, körperliche Bewegung, Musik und Klangwelten, Bücher und Hörbücher, kreative Aktivitäten oder den Austausch mit anderen.
Aus unserer Erfahrung sind die Schlüsselkomponenten das Bewusstsein für die eigenen Herausforderungen und Bedürfnisse, Selbstakzeptanz, ADHS-freundliche Alltagsstrategien und die Bereitschaft, eigene Wege zu entdecken, die zu mehr Entspannung im eigenen Leben beitragen.
Hierfür kann es auch notwendig bzw. hilfreich sein, passende Behandlungs- und/oder Unterstützungsoptionen in Anspruch zu nehmen.
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