ADHS, kurz für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, ist eine komplexe, oft missverstandene neurobiologische Besonderheit. Zu den bekannteren Herausforderungen der ADHS gehören Symptome der Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Doch ein Aspekt der ADHS bleibt häufig unbeachtet: das sogenannte Masking. Menschen mit ADHS sind häufig wahre Profis, wenn es um die Kunst des Maskierens geht - mit weitreichender Bedeutung. Aber was genau bedeutet Masking und warum ist es wichtig, über Masking im Zusammenhang mit ADHS zu sprechen?
Was ist Masking?
Masking bedeutet das bewusste oder unbewusste Verbergen oder Unterdrücken von ADHS-Symptomen nach außen. Menschen mit ADHS versuchen häufig, ihre Symptome in bestimmten Situationen zu kaschieren und sich anzupassen. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig und reichen von sozialen Erwartungen bis hin zu verinnerlichten Überzeugungen über “Normalität”.
Menschen mit ADHS maskieren unter anderem aus folgenden Gründen:
Wir dürfen nicht vergessen: Menschen mit ADHS bekommen häufig von der Kindheit an immer wieder gesagt, sie sollten nicht so sein wie sie sind, Dinge nicht so tun, wie sie sie tun, weniger dies, dafür mehr das tun und sie müssen sich ständig erklären, wieso, weshalb, warum sie etwas getan, nicht getan oder anders getan haben. Menschen mit ADHS werden missverstanden, ihre Schwierigkeiten werden nicht ernst genommen und sie werden häufig kritisiert.
Das kann einen beachtlichen Einfluss auf die Entwicklung des eigenen Selbstwerts haben. Insbesondere wenn keine frühe Diagnose gestellt wird und das eigene “Anderssein” nicht als ADHS-bezogene Unterschiede, sondern als persönliche Unzulänglichkeiten und persönliches Versagen interpretiert wird.
Um den Erwartungen des Umfelds gerecht zu werden und negative Bewertungen zu vermeiden, entwickeln Menschen mit ADHS daher häufig viele Verhaltensweisen, die ihnen dabei helfen, sich anzupassen, eigene Eigenschaften und Merkmale zu unterdrücken und Schwierigkeiten nicht nach außen sichtbar werden zu lassen: Masking-Strategien.
Häufige Masking-Strategien von Erwachsenen mit ADHS
Aus unserer Erfahrung haben wir einige typische Maskingstrategien gesammelt:
Das Dilemma des Maskings
Masking-Strategien sind sehr vielschichtig und individuell. Sie können sehr effektiv wirken, d.h. sie helfen dabei, nicht durch ADHS-bezogene Schwierigkeiten aufzufallen. Dadurch können Konfrontationen und Urteile anderer vermieden oder abgeschwächt werden.
Früher oder später kann es jedoch durch das ständige Verbergen der eigenen Symptome und des wahren Selbst zu erheblichen psychischen Belastungen und Folgeproblemen kommen:
Menschen mit ADHS versuchen verständlicherweise, sich selbst zu schützen, indem sie versuchen, sich an ihre Umwelt anzupassen, erfahren jedoch hieraus auch oftmals negative Konsequenzen. Demnach stellt sich die Frage: Was trägt wirklich zu einem besseren Umgang mit ADHS und einer Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit ADHS bei?
Leben mit ADHS ohne Maske: Verständnis und Akzeptanz
Es gibt viele hilfreiche Strategien für den Umgang mit ADHS im Alltag. Ob eine Strategie wirklich hilfreich ist, ist sehr individuell. Aus meiner eigenen und meiner Praxiserfahrung ist es oftmals ein schmaler Grad: Vereinfacht die Verwendung einer bestimmten Strategie das eigene Leben mit ADHS langfristig? Oder macht sie es komplexer und trägt eher dazu bei, dass noch mehr Anforderungen daraus resultieren?
Für einen besseren Umgang mit ADHS und eine Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit ADHS ist es sehr wichtig, auch die Umgebung grundlegend besser an die eigenen Bedürfnisse, die das ADHS-Gehirn mitbringt, anzupassen. Dazu braucht es mehr Verständnis für ADHS und mehr Akzeptanz der ADHS - sowohl bei Menschen mit ADHS und ihrem Umfeld als auch in der Gesellschaft allgemein. Stereotypen und Missverständnisse müssen hierfür abgebaut und die Besonderheiten von Menschen mit ADHS müssen besser verstanden und ernst genommen werden.
Für Menschen mit ADHS kann die Unterstützung durch Fachleute und der Austausch mit anderen sehr hilfreich sein. Durch ein verbessertes Verständnis und Akzeptanz der ADHS kann das Bedürfnis bzw. die Notwendigkeit des Maskings reduziert und eine höhere Lebensqualität erreicht werden. Menschen mit ADHS sollten ermutigt werden, ihre Erfahrungen zu teilen, Unterstützung zu suchen und Wege zu finden, authentisch zu sein.
Zusammenfassung
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