Der richtige Job mit ADHS?

ADHS kann verschiedene individuelle Herausforderungen mit sich bringen, die sich auf den Beruf und die Arbeit auswirken können, z.B.:

• Flüchtigkeitsfehler
• Schwierigkeiten die Arbeit zu organisieren und einzelne Aufgaben zu priorisieren
• Zeitblindheit und Probleme mit dem Zeitmanagement
• erhöhte Ablenkbarkeit durch Außenreize
• erhöhte Stressempfindlichkeit
• Vergesslichkeit
• chronisches Aufschieben (Prokrastination)
• Kritik aufgrund der eben genannten Punkte und
• Rejection Sensitivity bei Kritik

Ein ganz häufiges Thema für Menschen mit ADHS ist das Gefühl, die eigenen Fähigkeiten und Potenziale nicht wirklich zeigen zu können und irgendwie immer hinter den eigenen Erwartungen zurückzubleiben. Dieses Gefühl wird häufig durch die ADHS-spezifischen Schwierigkeiten begünstigt.

Auch das Imposter-Syndrom, ein psychologisches Phänomen, bei dem Menschen der Überzeugung anhaften, eigene Erfolge nicht wirklich verdient zu haben und sich trotz beruflichen Erfolges unzulänglich fühlen, kommt gehäuft bei ADHS vor.

Auch häufige Job- und Berufswechsel sind ein Thema, oft gepaart mit der Sorge, nirgendwo so wirklich reinzupassen.

Was die Person betrifft, müssen wir also erst einmal die individuellen Herausforderungen, die ADHS für diese Person mit sich bringt, erkennen und berücksichtigen.

Bei der Frage, welche Tätigkeit für einen Menschen mit ADHS in Frage kommt, ist ein weiterer Punkt unheimlich wichtig: ehrlich zu reflektieren, wo die eigenen Interessen liegen.

Denn Fakt ist: Das ADHS-Gehirn braucht stärkere Anreize, um motiviert zu sein. Das hat etwas mit den neurobiologischen Besonderheiten zu tun, die der ADHS zugrunde liegen. Für Menschen mit ADHS ist es also besonders wichtig, für attraktive Anreize zu sorgen, um die eigene Motivation und damit die Leistungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.

Neben der gegebenenfalls notwendigen Behandlung (medikamentös und/oder psychotherapeutisch) ist eine gute Passung zwischen der Person mit ADHS und ihrem Lebensumfeld das A und O - und daher immer wieder ein ganz besonders wichtiger Fokus im ADHS-Coaching.

Um uns der Frage weiter anzunähern, welchen Job Menschen mit ADHS ergreifen sollten und welchen eher nicht, müssen wir uns also die besonderen Stärken, Begabungen und Interessen ansehen, die eine individuelle Person mit ADHS mitbringt.

Nachdem wir die Herausforderungen und Stärken betrachtet haben, die ADHS mit sich bringen kann, schauen wir uns Berufsfelder und Arbeitsumgebungen an. Diese Aspekte sind ganz entscheidend, um eine Umgebung zu schaffen, in der Menschen mit ADHS nicht nur überleben, sondern wirklich aufblühen können.

Die Wahl des richtigen Berufsfeldes ist entscheidend - nicht nur, aber besonders für Menschen mit ADHS. Berufe, die die Stärken von Menschen mit ADHS fördern, eignen sich dabei besonders gut. Das sind also oftmals Berufe, die eine hohe Flexibilität, Kreativität, Innovationsfähigkeit und schnelles Handeln erfordern. In unserer Arbeit und auch privat haben wir die unterschiedlichsten Menschen mit ADHS in den unterschiedlichsten Berufen kennengelernt.

Einige Beispiele für die Berufsfelder, die häufig von Menschen mit ADHS gewählt werden:

• Kreative und darstellende Berufe, z.B. Grafikdesign, Kunst, Schauspiel, Musik oder Schreiben
• Soziale und helfende Berufe, z.B. Soziale Arbeit, Therapie, Entwicklungsarbeit
• schnelllebige, energiegeladene Berufe, z.B. Polizei, Rettungsdienst
• dynamische und flexible Berufe, z.B. IT-Branche, Medienbranche, Eventmanagement

Die Liste ist nicht abschließend!

Auch andere Berufsfelder und Berufe können durchaus geeignet sein, wenn sie die eigenen Interessen wecken.

Ein weiterer wichtiger Punkt, den es dabei zu beachten gibt, sind die konkreten Arbeitsbedingungen und das Arbeitsumfeld - was natürlich auch für die oben genannten Berufsfelder gilt.

Das richtige Arbeitsumfeld zu finden, ist ebenso wichtig wie der Beruf selbst. Und auch an diesem Punkt gibt es viele individuelle Unterschiede.

ADHS ist vielfältig und genauso vielfältig sind die individuellen Bedürfnisse an ein ADHS-freundliches Arbeitsumfeld.

Einige Schlüsselfragen sind:

• Wie gestalten sich die Arbeitszeiten und der Arbeitsort?
• Welche und wie viel Struktur ist gewünscht bzw. wird benötigt?
• Wie viel Selbstbestimmung ist möglich und benötigt?
• Wie ist der Arbeitsort eingerichtet und passt dies zu den eigenen Bedürfnissen?
• Können unterstützende Veränderungen besprochen und umgesetzt werden?
• Ist das Arbeitsklima grundsätzlich wertschätzend und unterstützend?
• Entspricht der Beruf den eigenen Werten und macht grundsätzlich Spaß?

Bei der Frage, ob ein Beruf zu einem Menschen mit ADHS passt, spielt also auch das konkrete Arbeitsumfeld und Betriebsklima eine große Rolle.

Für viele Menschen mit ADHS kann auch die Selbstständigkeit eine attraktive Option sein.

Sie ermöglicht es, die Arbeitsbedingungen und -umgebungen individuell zu gestalten und die eigenen Stärken und Interessen voll auszuschöpfen.

Erfolgreich selbstständig zu sein erfordert jedoch auch, effektiv mit den eigenen ADHS-Herausforderungen umzugehen und Strukturen zu schaffen, um mit der eigenen Selbstständigkeit erfolgreich zu sein.

Mit passenden Strukturen, einer guten Planung, der eigenen Leidenschaft und Unterstützung an der einen oder anderen Stelle, steht einer Selbstständigkeit mit ADHS jedoch nichts im Weg - ganz im Gegenteil sogar!

Viele Unternehmer*innen mit ADHS sind äußerst erfolgreich!

Die berufliche Erfüllung für Menschen mit ADHS hängt stark von der individuellen Passung der eigenen Person mit ihren individuellen Herausforderungen und Stärken auf der einen Seite und dem Beruf und den konkreten Arbeitsbedingungen auf der anderen Seite ab.

Es ist essentiell, sich Zeit zu nehmen, um eigene Herausforderungen, Stärken und Interessen zu verstehen und darauf basierend Anpassungen und Veränderungen im eigenen Beruf vorzunehmen bzw. eine berufliche Laufbahn zu wählen, die sowohl motivierend als auch erfüllend ist.